Scheuerhof

Aus Geschichte Leichlingen
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Der "Schüerhof"

Dieses alte Gehöft liegt von Leichlingen kommend rechts kurz hinter der Feuerwache Friedrichshöhe, vor Metzholz. Der Hof war ein ehemaliges Kameralgut, es befand sich also im Besitz des Landesfürsten, der dort eine Scheune (Scheuer) errichten liess, in der die Bauern aus der Umgebung den "Rottzehten" abzuliefern hatten.
Der "Rottzehnte" war ein Entgelt für gerodetes Land, das ja den Grafen von Berg nicht mehr zur Verfügung stand.

Er wurde in Natura erhoben und brachte dem Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm [1] anscheinend nicht genug Zinserträge, um seine aufwändige Lebensweise zu finanzieren.
Also verpfändete er den Hof samt dem Rottzehnten für 2800 Taler an einen Heinrich Momm.(1)

Für diesen Herrn war das ganze nur ein Geldgeschäft, denn er verpachtete den Hof an einen "Halfmann", einen Landwirt, der einen Teil seiner Erträge an den Grundbesitzer abführen musste.

Viele dieser Hofinhaber sind urkundlich belegt: so bezeugt am 5. Juni 1626 Henrich, der Sohn des Halfmannes vor dem Dinger Johann Nesselrath und dem Rentmeister Bernhard Schultgen, dass der Scheuerhofhalfmann seit über 27 Jahren sein Korn beim Jacob Weltersbach mahlen lässt: "Henrich Scheuerhalffens sohn sagt, er gedencke da sie uber 27 jharen daselbst in der Weltersbach bei Jacob gemhalen und seie innen guet gerech geschehen."(2)

Ab 1670 finden wir einen Pitter zum Bern als Halfmann, der mit seiner Frau Maria Cölters (wahrscheinlich vom Bechlenberg) das Gut bewirtschaftet hat. Neuer Pfandbriefinhaber war seit 1675 Kammerrat Mathias Sandt, über dessen Tochter das Wertpapier 1678 an die Witwe des Kölner Stimmmeisters Lenardin Dallmann überging.

Die Änderung der Besitzverhältnisse hatte keinen Einfluss auf die Pachtverträge: Margaretha, die Tochter des Pitter zum Bern ehelichte 1691 den Jacob Becker (*1664 - +1733), und der übernahm den Hof gleich mit.

Als nächster Pächter ist ein Heinrich Braches (*1675 - *1737) bekannt, er übernahm den Hof 1718 bis zu seinem Tod. Sein Sohn Johann Wilhelm Braches (*1700 - +1761) führte das Gut bis 1757 weiter und übergab es dann an seinen Sohn Johann Heinrich Wilhelm Braches (*1737 - +1781).
Am 19. August 1757 wurde dann ein neuer Pachtvertrag geschlossen:
a) Die Pachtsumme betrug 322 Reichstaler, 80 Albus
b) Die Pacht wurde am 1. Mai 1758 angetreten und endete 1782.
c) Der vom Vorgänger gegebene Erbschilling von 645 Reichstalern mußte vor dem Antritt der Hofpacht in bar hinterlegt werden
d) Meliorationskosten[2] werden von der Hofkammer übernommen
e) Die Kaution beträgt eine Jahrespacht
f) Die Pachtjahre beginnen mit der Wintersaat und gehen mit der Sommersaat aus
"Geheuchter und Länderey" mußten in einem "unstraflichen" Stand unterhalten werden

Die heutigen alten Gebäude wurden zum grössten Teil unter Johann Wilhelm Braches errichtet, also um 1750, und nicht wie von Fritz Hinrichs erwähnt um 1770 von Henrich B., der bereits 1737 starb.
Seinem Enkel brachte der Hof kein Glück: nach einem Rechtsstreit mit seinem Schwager übernahm 1776 Peter Flügel den Scheuerhof. Johann Heinrich Wilhelm Braches selbst wurde 1781 im Murbachtal erschlagen aufgefunden.

In der Zeit der Französischen Revolutionskriege[3] 1795 bis 1798 erlebte Leichlingen und auch der Hof schwere Zeiten. Allein 1798 musste der Pächter eine Kontribution in Höhe von 637 Reichstalern, 37 Albus und 12 Stüber zahlen.
Im Jahr 1805 wurde das Gut von der Kellnerei Burg besichtigt, mit dem Ergebnis, dass zwar die Ländereien gepflegt seien, der Zustand der Gebäude jedoch zu wünschen übrig ließe. Es folgte eine ellenlange Mängelliste(3).
Anfang des 19. Jahrhunderts hat die Familie Flügel den Scheuerhof gekauft und ihn fast 200 Jahre bewirtschaftet.



Quellen:
(1., 3.) Fritz Hinrichs, Leichlinger Heimatbuch Bd. I, S. 78, Leichlingen 1953
[1, 2, 3] Wikipedia
(2) Uwe Boelken, Akten und Urkunden zur Witzheldener Geschichte, Leichlingen 2009
Uwe Boelken, Die Familien der ev.-luth. Gemeinde Witzhelden, Leichlingen 2006