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Aus Geschichte Leichlingen
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Seine vornehme Herkunft verrieten Halbschuhe mit silbernen Schnallen, weiße  
 
Seine vornehme Herkunft verrieten Halbschuhe mit silbernen Schnallen, weiße  
Zwiekelstrümpfe, eine in Kniehöhe abschließende kurze Hose .und ein aus feinstem flandrischen Tuch gewebter Rock. Stark stach seine bunte Weste mit glänzenden Kugelknöpfen von der dunklen Montur ab, deren Halsöffnung ein helles breit geknüpftes Tuch füllte. Am rechten Handgelenk des Junkers baumelte an dünnen Lederriemchen ein Bambusrohr, dessen Silberknopf die Rechte des vornehmen Herrn lässig umspannte.  
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Zwickelstrümpfe, eine in Kniehöhe abschließende kurze Hose .und ein aus feinstem flandrischen Tuch gewebter Rock. Stark stach seine bunte Weste mit glänzenden Kugelknöpfen von der dunklen Montur ab, deren Halsöffnung ein helles breit geknüpftes Tuch füllte. Am rechten Handgelenk des Junkers baumelte an dünnen Lederriemchen ein Bambusrohr, dessen Silberknopf die Rechte des vornehmen Herrn lässig umspannte.  
 
Auch in seinem selbstbewußten Gang und in der strengen Miene trug er seine adlige Abstammung zur Schau.
 
Auch in seinem selbstbewußten Gang und in der strengen Miene trug er seine adlige Abstammung zur Schau.
 
   
 
   
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1*) Ilsenholl befindet sich am Wupperhang bei Rüden
 
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2*) Ein Amtmann war zur Zeit der Grafen von Jülich und Berg der höchste Verwaltungsbeamte, zunächst immer adeliger Herkunft. Häufig wurden diese Ämter sogar vererbt. Das Amt "Miselohe" entstand aus dem Waldgebiet zwischen Wupper und Dhünn, damals "Myselon" = Mäusewald genannt. 1806 unter Napoleon wurde das Amt aufgelöst und die Mairie Opladen gebildet.
 
2*) Ein Amtmann war zur Zeit der Grafen von Jülich und Berg der höchste Verwaltungsbeamte, zunächst immer adeliger Herkunft. Häufig wurden diese Ämter sogar vererbt. Das Amt "Miselohe" entstand aus dem Waldgebiet zwischen Wupper und Dhünn, damals "Myselon" = Mäusewald genannt. 1806 unter Napoleon wurde das Amt aufgelöst und die Mairie Opladen gebildet.
 
--[[Benutzer:KlausAdams|KlausAdams]] ([[Benutzer Diskussion:KlausAdams|Diskussion]]) 14:00, 19. Mär. 2015 (CET)
 
--[[Benutzer:KlausAdams|KlausAdams]] ([[Benutzer Diskussion:KlausAdams|Diskussion]]) 14:00, 19. Mär. 2015 (CET)

Aktuelle Version vom 19. März 2015, 16:42 Uhr

Die Erdmännlein vom Ilsenholl *1)

An einem wolkenlosen Sommertage wanderte der Amtmann von Miselohe *2), der auf der Wasserburg Ophoven bei Opladen zu Hause war, auf dem Waldwege, der sich von Leichlingen in nördlicher Richtung am Hang der Wupper hin nach Burg wand, leichten Herzens und frohen Mutes dahin. Der großen Hitze wegen hatte er diesen schattigen Waldweg gewählt.

Seine vornehme Herkunft verrieten Halbschuhe mit silbernen Schnallen, weiße Zwickelstrümpfe, eine in Kniehöhe abschließende kurze Hose .und ein aus feinstem flandrischen Tuch gewebter Rock. Stark stach seine bunte Weste mit glänzenden Kugelknöpfen von der dunklen Montur ab, deren Halsöffnung ein helles breit geknüpftes Tuch füllte. Am rechten Handgelenk des Junkers baumelte an dünnen Lederriemchen ein Bambusrohr, dessen Silberknopf die Rechte des vornehmen Herrn lässig umspannte. Auch in seinem selbstbewußten Gang und in der strengen Miene trug er seine adlige Abstammung zur Schau.

Auf dem langen einsamen Waldwege fand er Zeit genug, darüber nachzusinnen, warum ihn der Landesherr nach Burg an der Wupper bestellt hatte. Auf der Höhe des Rüdensteines angekommen, begegnete ihm ein Bauer, der, aus seinen Wupperwiesen kommend, wieder auf dem Heimwege zu seinem Hof in Rüden war. Als er dieser des hohen Herrn ansichtig wurde, trat er, höflich grüßend, an den Wegrand; vergaß auch nicht, nach der Sitte des Landes seinen Hut zu lüften. Der Junker, dem dieser Gruß missfiel, schlug ihm mit seinem Rohr den Hut ab, der im hohen Bogen in das Farnkraut fiel. Er aber ging, als wenn nichts vorgefallen sei, seines Weges weiter.

Durch seine rohe, ungehobelte Art hatte er den Zorn der Zwergenschar erregt, die aus ihrer Felsenwohnung am Wupperhang den Vorfall beobachtete. Sie schwor, sich an dem Rohling zu rächen, denn der Bauer war ihr Freund, dem sie vieler Wohltaten wegen zu Dank verpflichtet waren. Unsichtbar folgten sie dem Junker auf dem Fuße und sammelten dabei unterwegs Waldblumen, Vogelfedern, Spinnweben und Moos. Wofür? Der Opladener Beamte hatte sich dem Schlosse auf der Wupperhöhe bis auf wenige Kilometer genähert. Um Kräfte für den Anstieg des Burgberges zu sammeln, verschnaufte er ein wenig und nahm auf einem Baumstamm abseits vom Walde Platz. Auf diese besinnliche Ruhe hatten die Wichtelmänner, die ihn nicht mehr aus dem Auge gelassen hatten, schon lange gewartet. Kaum hatte der erschöpfte Herr sich auf dem bemoosten Sitz niedergelassen, als sie über ihr Opfer herfielen, wie Wespen übers Pfiaumenmus. Alles, was sie am Wege gesammelt hatten, brauchten sie jetzt, um den Amtmann damit zu schmücken. Es war schon gut, dass er es nicht merkte. Bald war kein Knopf noch Knopfloch an seinem Anzug mehr ohne Schmuck. Hier guckte ein Sträußchen der Glockenheide heraus, da zierten Vogelfedern die bunte Weste, fast aus allen Taschen quoll Moos hervor und kleine Pilze "wuchsen" auf dem Rande seines breitkrempigen Hutes. Auch unter der Krempe desselben machten sie sich recht lange zu schaffen. Das graue Haar der Perücke überzogen sie mit feinsten Spinnfäden, damit banden sie auch das künstliche Haar an Hut und Haut fest. Und als sie sich nach einer Weile den feinen'Herrn anschauten, der von der Prozedur nichts gemerkt hatte, da waren sie mit ihrer Arbeit sehr zufrieden, lachten sich ins Fäustchen und verschwanden im Dickicht des Waldes.

Das Nickerchen hatte dem Junker recht gut getan, erfrischt und ausgeruht machte er sich auf, um das Schloss auf dem Berge zu erreichen. Unterwegs bemerkte er schon, dass Leute, die in ihren Gärten arbeiteten, sich über ihn lustig machten. Aber über das Warum war er sich im unklaren. Als er in seiner sehr stolzen und selbstherrlichen Art den Saal des Schlosses betrat, deckte ihn ein lautes Gelächter so zu, dass er die Sprache verlor; und als er dann noch vor seinem hohen Herrn ehrerbietig seinen Hut zog und ihm dabei den Kopfschmuck mit der Perücke zu Füßen legte, da steigerte sich der Spott noch um ein Vielfaches .

Jetzt erst kam ihm sein sonderbares Aussehen zum Bewusstsein. Krebsrot lief sein Gesicht an, hilflos und verlegen stand er als Narr inmitten seiner Amtsbrüder. Er bemühte sich zwar, seine Montur wieder in Ordnung zu bringen und zog sich verstohlen in den Hintergrund des Saales zurück. Von einem älteren Herrn, der um die Rache der Zwerge wusste, erfuhr er, wem er seinen närrischen Aufzug zu verdanken hatte. Die Freude an der Beratung war ihm vergangen, so leicht konnte er die Schmach nicht vergessen. Froh darüber, endlich wieder den Heimweg antreten zu können, stahl er sich heimlich aus dem Kreise seiner Kollegen. Über Witzhelden, Metzholz und Dierath kehrte er auf seinen Herrensitz im Wiembachtal zurück. Seinen Dienern aber fiel es auf, dass er seitdem freundlicher mit ihnen verkehrte.

Quelle: Text aus Fritz Hinrichs, Leichlinger Heimatbuch Bd. 1, S. 19ff

1*) Ilsenholl befindet sich am Wupperhang bei Rüden

2*) Ein Amtmann war zur Zeit der Grafen von Jülich und Berg der höchste Verwaltungsbeamte, zunächst immer adeliger Herkunft. Häufig wurden diese Ämter sogar vererbt. Das Amt "Miselohe" entstand aus dem Waldgebiet zwischen Wupper und Dhünn, damals "Myselon" = Mäusewald genannt. 1806 unter Napoleon wurde das Amt aufgelöst und die Mairie Opladen gebildet. --KlausAdams (Diskussion) 14:00, 19. Mär. 2015 (CET)