1189 n. Chr.

Aus Geschichte Leichlingen
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St. Nikolaus als Todesbote

Fritz Hinrichs nach Caesarius von Heisterbach *1) (1180 - 1240, Zisterziensermönch im Kloster Heisterbach bei Königswinter)

Zu der Zeit, als Herzog Adolf III. von Berg im Heere Kaiser Rotbarts gegen die Türken kämpfte *2), lebte auf einem Leichlinger Bauernhofe ein Hütejunge, dessen Name uns nicht genannt wird. Seine Eltern waren froh, dass er sich sein Brot schon früh selbst verdiente. Dass ein hartes Leben ihm Spiel und Scherz verwehrten, danach fragten sie wenig. Während seine Kameraden in Wiese, Wald und Feld sich einem freien, ungezwungenen Leben hingaben, musste er Tag für Tag "seine" Kühe auf die Waldweide treiben. Die Zeit, die ihm der Beruf schenkte, nützte er mit Beobachtungen in der Natur aus, dachte aber auch viel über das Leben der Heiligen nach.

Der heilige Nikolaus war ihm besonders ans Herz gewachsen, sein gütiges Wesen nahm ihn immer wieder gefangen. In seinem Namen teilte er mit armen Kindern gern sein kärgliches Brot und auch die Waldfrau, die sich vom Beeren- und Sprocksammeln ernährte, genoss häufig seine Mildtätigkeit.

Eines Tages, um die Mittagszeit, sein Vieh lagerte schon im Schatten hoher Waldbäume, trat ein Greis zu ihm. Freundlich klopfte er dem Jungen, der ihn mit seinen hellen Augen groß anstarrte, auf die Schulter und forderte ihn auf, sein Vieh sofort nach Hause zu treiben. Erstaunt über den sonderbaren Rat fragte der Knabe: "So früh schon soll ich heim treiben? Was wird die Bäuerin dazu sagen?" Der freundliche Alte aber wiederholte seine Weisungen und fügte noch hinzu: "Befolge meinen Rat, denn ehe die Sonne untergeht, musst du sterben." Erschrocken fragte das Kind: "Wer bist du, Herr?" "Ich bin der heilige Nikolaus, dein Freund. Deine Mildtätigkeit hat mich gerührt, und deshalb komme ich, dir deine Liebe zu lohnen." Dann verschwand der Heilige vor den Augen des Knaben, der aber trieb seine Herde heim, berichtete im Hof, was er draußen erlebte, und legte sich ins Bett, um den Tod zu erwarten. Das Wort des heiligen Nikolaus erfüllte sich. Noch an demselben Tage starb der Knabe.

Quelle: Fritz Hinrichs, Leichlinger Heimatbuch, Bd. I, S. 16

  • 1) Caesarius von Heisterbach ist bekannt für die Geschichten von den "Wundern und Gesichten seiner Zeit", die er in zahlreichen Werken verfasste.
  • 2) Hier irrt der Verfasser: Kaiser Friedrich Barbarossa (1122 - 1190) ertrank auf dem III. Kreuzzug am 10. Juni 1190. Adolf III. von Berg (1176 - 1218) nahm erst am V. Kreuzzug teil, auf dem er bei Damiette in Ägypten erkrankte und starb. Einen gemeinsamen Kreuzzug beider gab es nicht.


--KlausAdams (Diskussion) 15:36, 24. Jan. 2015 (CET)